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Orkan Kyrill in Spexard - Mit Karacho getroffen

 
Ein Opfer der Naturgewalt: Der Spexarder Ulrich Borchert steht verdattert neben einer Eiche, die das Dach seines Fachwerkhauses zerschmettert hat. Das Wurzelwerk ragt in die Höhe und hinterlässt ein klaffendes Loch im Erdreich.

Ulrich Borchert hat das Krachen des Baumes nur am Telefon gehört. Er sprach gerade mit seiner Frau Alice, als die gut 200 Jahre alte Eiche auf sein Wohnhaus stürzte. „Da hat mich nichts mehr gehalten.“ Obwohl er 300 Meter entfernt auf dem Hof Spexard an der Neuenkirchener Straße eigentlich abwarten wollte, bis sich die schlimmsten Böen gelegt hatten, rannte er zu seinem mitten im Wald gelegenen Wohnhaus. Doch zu retten war nichts mehr.

Die Eiche hatte das Dach durchschlagen, die Äste des mächtigen Baumes hatten sich durchs Gebälk bis in den Dachboden und ins Badezimmer gebohrt. „Es ist verheerend“, sagte Borchert. Ohne groß etwas zu tun können, stand er gestern Mittag vor seinem Haus und wartete, bis ein Kran frei war. „Ich hoffe, das dauert nicht mehr allzu lange, denn ich muss zusehen, dass ich schleunigst wieder das Dach zukriege.“

Borcherts Wohnhaus, neben der Tierarzt-Klinik von Dr. Suschka gelegen, steht im Langenholz, dem Wäldchen an der Neuenkirchener Straße vor und hinter der Autobahnbrücke. Nirgends in Gütersloh wirkte das Sturmtief „Kyrill“ derart zerstörend wie dort. Eine Böe, wohl eher eine Windhose, schlug eine 100 Meter breite und 500 Meter lange Schneise durch den Forst. Schwarzkiefer, Buchen, Eichen, Erlen – sie knickten um wie Streichhölzer. Zu Dutzenden, mit wechselnden Kräften und der Hilfe eines Krandienstes, bemühte sich die Feuerwehr, den Dschungel zu lichten. Am Nachmittag konnte sie zumindest die Neuenkirchener Straße wieder für den Verkehr freigeben.

„Wir haben den schlimmsten Orkan der letzten Jahrzehnte erlebt“, sagte Harald Horstkötter, Leiter der Kreisleitstelle. Selbst der Sturm von 1972 habe nicht diese Schäden angerichtet. Die Leitstelle hatte am Abend und in der Nacht 1.147 Einsätze im Kreis zu koordinieren. Auch gestern gingen die Meldungen reihenweise ein – viele Bürger stellten erst im Laufe des Tages die Schäden an ihren Häusern fest.

Die Polizei berichtete von 350 bis 400 Einsätzen, so genau habe man das nicht mehr nachhalten können. Wie die Feuerwehr hatte die Polizei alle Kräfte im Kreisgebiet im Einsatz. In einer „ersten groben Schätzung“ bezifferte sie den Schaden auf eine hohe sechsstellige Summe. Bei den Verletzten blieb es beim Stand von Donnerstagabend: ein schwerverletzter Gütersloher Fußgänger, getroffen von einem herabfliegenden Gebäudeteil, sowie eine verletzte Steinhagenerin, auf deren Autodach ein Baum stürzte. (Neue Westfälische vom 20.1.2007)



Letzte Änderung: 29. März 2007