50 Jahre Kirchweihe |
Die Bruder-Konrad-Kirche in Spexard wurde am 11. Mai 1974 geweiht. |
Auf eine eigene Kirche hatte Spexard lange warten müssen. Der Bau eines ersten Gotteshauses war im Sommer 1939 geplant, als der 2. Weltkrieg die Pläne zu Nichte machte. Die Barackenkirche war dann ab 1946 die erste Bruder-Konrad-Kirche. Vor 50 Jahren, am 11. Mai 1974, wurde die neue Bruder-Konrad-Kirche geweiht. „Die Spexarder Kirche ist ein Dom“, fand der Paderborner Weihbischof Dr. Friedrich Maria Rintelen während der Konsekrationsfeier.
Die Kirchweihe hatten die Spexarder 1974 groß gefeiert. Die Bruder-Konrad-Gemeinde durfte gut 28 Jahre nach der Konsekrierung der Barackenkirche wieder stolz sein. Der Weihbischof war mit einer sechsspännigen Kutsche an der Gemeindegrenze zu Verl von Ortsvorsteher Robert Mahne und Heinrich Coesfeld vom Kirchenvorstand abgeholt worden und durch die fahnengeschmückten Straßen Spexards gefahren. Dem Weihbischof zur Seite standen Vikar Kuhne (Paderborn), Dechant Norbert Henkel (St. Clemens Rheda), Pfarrer Bernhard Frühauf (St. Pankratius) und Pfarrvikar Josef Davits. Chöre aus St. Pankratius und St. Bruder Konrad umrahmten die Feierlichkeit.
Die Kirchweihe vor 50 Jahren. Links Pastor Josef Davits. |
Zuerst wurden die Kirchenmauern von außen gesegnet. Die Festgemeinde stand neugierig vor dem verschlossenen Hauptportal. Es folgte die Segnung der Innenwände und des Fußbodens der Kirche. Nach der Übertragung und der Beisetzung der Reliquien der heiligen Märtyrer Speciosus und Gaudiosa im neuen Altar begann die eigentliche Konsekration der Pfarrkirche. Weihbischof Rintelen salbte die zwölf Apostelkreuze, das Portal und die fünf Kreuze, die den Marmorblock des Altares von oben kennzeichnen. Dr. Rintelen dankte der Spexarder Gemeinde und Pastor Josef Davits. Durch den unermüdlichen Einsatz des Geistlichen, der Kirchbauvereins und des Kirchenvorstands wäre der Neubau nicht realisiert worden. „Sie haben sich in großem Maße für den Kirchbau geopfert“, stellte der Weihbischof fest. Die Spendenbereitschaft der Gemeinde war riesig und durch die Veranstaltung von Pfarrgemeindefesten konnte die neue Kirche finanziert werden. Nur vier Jahre nach der Kirchweihe waren alle Schulden abbezahlt und nach Bau der Kirchturms 1980 die Bauarbeiten endgültig abgeschlossen. Rund 755.000 Mark waren durch Kollekten und private Spenden aufgebracht worden.
Im November 1971 wurden die Ausschreibungen für die Bautätigkeiten am Kirchbau veröffentlicht und kurz darauf vergeben. Am 24. März 1972 wurde am Haupteingang der neuen Kirche der Grundstein gelegt. Eine Urkunde, unterschrieben vom Kirchenvorstand, Kirchbauverein und Josef Davits, wurde im Grundstein eingemauert. Bereits am 9. Juni 1972 konnten unzählige Gemeindemitglieder erleben, wie auf dem neuen Pfarrzentrum zum Richtfest ein prächtiges grünes Kreuz angebracht wurde. Das Richtfest hatte laut Zeitungsberichten einen wahren Volksfestcharakter. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kirchbauverein bereits 245.000 Mark gesammelt. Im April 1973 begannen die Arbeiten an den Außenanlagen der Kirche. Mit einem Gottesdienst am 25. Mai um 10 Uhr wird das Jubiläum gefeiert.
Der Krieg machte die Pläne zu Nichte |
Die Pläne der nicht gebauten Kirche aus dem Pfarrarchiv der Kirchengemeinde St. Pankratius. |
Im Pfarrarchiv von St. Pankratius in Gütersloh schlummerten mehr als 80 Jahre die Pläne zum Bau einer Kirche in Spexard. Über viele Jahrhunderte hatte die Bauerschaft zum Gütersloher Sprengel gehört. 1935 reiften die ersten Ideen eine Kirche zu bauen, weil die Einwohnerzahl von Spexard durch den Zuzug von Katholiken gestiegen war. Ein Kirchbauverein wurde gegründet und die Witwe Stüker hatte ein Grundstück zur Verfügung gestellt. Der Entwurf mit Plänen und einer detaillierten Kostenaufstellung wurde im Juni 1939 vom Münsteraner Dombaumeister Wilhelm Sunder-Passmann vorgestellt. Die Bausumme hätten nach einem Kostenvoranschlag 108.000 Reichsmark betragen. Der Kirchenvorstand von Pankratius hatte den Vorentwurf genehmigt. Vermutlich hat der Beginn des 2. Weltkriegs und die Abneigung der Nationalsozialisten zur Kirche die Pläne zu Nichte gemacht. Aus einem Situationsbericht zum Bauvorhaben der Spexarder Kirche ist zu entnehmen, dass eine Genehmigung kurz vor dem Ausbruch des Krieges als sehr schwierig eingeschätzt wurde. Die fehlende Finanzierungssicherheit und Einschränkungen bei der Rohstoffzuteilung dürften neben den der politisch ungünstigen Gesamtlage, die entscheidenden Kriterien gegen den Kirchbau in Spexard gesprochen haben. Von den Bauprojekten im Erzbistum Paderborn sind zwischen 1933 und 1939 nur ein Drittel realisiert worden.
Die Kirche sollte mit 400 Sitz- und 600-Stehplätzen und einer Orgelbühne gebaut werden. Der Hochchor ist in den Plänen unterkellert und sollte als Luftschutzraum dienen. Auch ein Pfarrhaus mit Pfarrheim (37.000 Reichsmark) uns ein angrenzender Friedhof waren geplant. „Vorliegender Entwurf ist im Anschluss an die Kirche und nach Maßgabe des gutheißenden Vorentwurfes aufgestellt. Da für die neue Kirchengemeinde schon jetzt eine Einwohnerzahl von 1500 Katholiken in Betracht kommt, so ist mit der sofortigen Anstellung eines Pfarrvikars und eines bei diesem wohnenden Hilfsgeistlichen zu rechnen“, heißt es in einer am 27. Juni 1939 verfassten Erläuterung. Im Pfarrhaus war eine kleine Wohnung mit Badezimmer für eine Haushälterin vorgesehen.