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100 Jahre Schankgenehmigung im Spexarder Krug

 
Ein Bild aus vergangenen Zeiten: Das Foto wurde wahrscheinlich vor rund vier Jahrzehnten aufgenommen. Es zeigt den "Spexarder Krug" noch ohne die ausgebaute Verler Straße.

Der Saal des "Spexarder Krugs" hat schon einiges mitgemacht: Weil andernorts kein Platz war, wurde er kurzerhand als Kindergarten zweckentfremdet, später mal als Tanzschule genutzt und der Sportverein ließ hier seine Tischtennisspieler trainieren. Der "Krug" und seine Räumlichkeiten war schon vieles für den Ortsteil Spexard. Und er ist bis heute vor allem eines geblieben: der Mittelpunkt des Dorfes. "Hier kommt man als Spexarder einfach hin", sagen die Wirtsleute Dirk (47) und Christiane Bordihn (45). Von außen ist er sicher keine Schönheit, wirkt mit seiner gräulich wirkenden Fassade, den dunkel umrahmten Fenstern eher unscheinbar - doch der "Spexarder Krug" an der Verler Straße ist eine Institution. Am Sonntag feiert er sein 100-jähriges Bestehen: 1915 erhielt die Gaststätte erstmals ihre Schankgenehmigung. Damals zapfte ein gewisser Hubert Johannbarkey hinter dem Tresen - der Urgroßvater der heutigen Wirtin Christiane Bordhin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Dirk betreibt sie das Lokal in der mittlerweile vierten Generation.

Den Thekenbetrieb gab es im Wirtshaus noch etwas länger, genauer schon seit 1913. Bloß: "Eine Konzession gab es da noch nicht für den Schankbetrieb", sagt die gelernte Hotelfachfrau und Köchin Christiane Bordhin. Später dazu gekommen sind in den 70er Jahren das Restaurant und im Jahr 2000 der Hotelbetrieb. Neun Zimmer gibt es. "Der Durchschnittskunde bleibt 1,4 Tage und kommt gerne wieder", weiß Dirk Bordhin. Der Durchschnittsstammgast bleibt dem Krug meist sein Leben lang treu. Der Spexarder nutzt das Wirtshaus als Treffpunkt und Marktplatz, es ist ein bisschen wie ein Wohnzimmer, wo man auch mal gemeinsam ein Fußballspiel schaut und dabei kräftig flucht und jubelt. Hier tauscht man sich aus, redet, oder "hört auch gern mal nur zu", sagt der Wirt und gelernte Hotelfachmann Dirk Bordhin. Er kennt seine Stammgäste, weiß genau, wer an welchem Wochentag kommt und worüber am liebsten geklönt wird. Politik ist als Gesprächsthema ganz weit vorn, Fußball geht sowieso immer und Tratsch aus dem Dorf lieben alle - der Kneipen-Klassiker schlechthin.

 
Die Wirte von heute: Dirk und Christiane Bordihn führen den Spexarder Krug.

Vor zwölf Jahren haben Dirk und Christiane Bordhin von den Eltern Peter und Annemarie Frenz den Krug übernommen, stehen fast täglich hinter dem Tresen. "Das geht gar nicht anders, wenn der Betrieb gut laufen soll", sagt Dirk Bordhin. Und er läuft gut. Kneipen sterben vielleicht woanders, aber nicht hier. Im Restaurant finden 30 Personen Platz, im Festsaal 80 - und zur Not kann hier auch ein Rosenmontagsball zelebriert werden. Denn "bevor die Stadthalle gebaut wurde, haben die Karnevalisten hier jedes Jahr gefeiert." Viele Vereine haben sich hier gegründet, feiern die Spexarder hier alle Anlässen, die ein Leben begleiten können: von der Taufe über die Kommunion, Hochzeit, später die Goldene, und, natürlich, am Ende auch die Trauerfeier. "Man muss ein Teil sein derer, die hierher kommen", sagt Dirk Bordhin und meint damit die enge Verbundenheit der Spexarder mit "ihrem" Wirtshaus.

Einer der Gäste fühlte sich dem "Krug" so sehr verbunden, dass er einmal der Wirtin Christiane Bordhin zum Geburtstag ein ganzes Fotoalbum zurecht gebastelt hat, mit vielen Aufnahmen aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren. Auf ihnen zu sehen ist immer eine volle Bierstube, lachende Menschen, und das Wirtspaar steht immer irgendwie im Mittelpunkt. Am gesamten Konzept des "Spexarder Krug" haben die Bordhins in all den Jahren kaum etwas verändert. Der Erfolg ist vielleicht auch genau deshalb geblieben: "Weil der Krug, so wie er ist, zum Dorf gehört." Gefeiert werden soll das Jubiläum übrigens erst im Sommer. "Auf ein Bier laden wir aber am Sonntag, 15.2.2015, gerne schon ein", sagt das Wirtspaar.
(Neue Westfälische vom 14.2.2015)



Letzte Änderung: 21. Februar 2016