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50-Meter-Schlot wird gesprengt

 
Galgenfrist: Der 50 Meter hohe Moralt-Schornstein wird bald ebenso verschwunden sein wie die ehemaligen Fabrikhallen.

Das letzte Stündlein des markanten roten Backsteingebäudes an der Verler Straße in Spexard hat geschlagen. Sammelten gestern zwei Arbeiter noch etliche lose, wiederverwertbare Teile zusammen und leisteten vorbereitende Tätigkeiten, rollen am heutigen Dienstag Abrissbagger und Radlader des Gütersloher Unternehmens Hagedorn an: Spätestens in der zweiten Maiwoche soll plangemäß nichts mehr vom ehemaligen holzverarbeitenden Betrieb Moralt zu sehen sein.
Los geht es im hinteren Bereich in der Nähe der TWE-Bahnschienen. Die Halle ganz rechts (von der Verler Straße aus gesehen) kann allerdings erst ab dem 1. April ins Visier der Abrissbirne genommen werden, weil der Raum bis Ende des Monats an eine Spedition vermietet ist.
Fallen wird auch einer der letzten Gütersloher Schornsteine aus der Zeit der 20er- und 30er-Jahre. Thomas Hagedorn, Geschäftsführer der ausführenden Abbruchfirma, hat sich entschieden, den 50 Meter hohen Schlot zu sprengen, anstatt ihn umzuziehen. „Sprengen ist das Sicherste und entspricht auch dem Wunsch des Auftraggebers“, so Hagedorn. Den Termin für die Sprengung wollte der Unternehmer auf Anraten der Behörden nicht preisgeben. Die Stadt will offenbar verhindern, dass Massen von Schaulustigen zum ehemaligen Moralt-Gelände gelockt werden.
Wie die „Glocke“ erfuhr, ist für die kontrollierte Sprengung wohl der 18. April anvisiert – ein Sonntag, damit es auf einer der Hauptverkehrsadern von Gütersloh nicht zu Verkehrsbehinderungen kommt, zumal aus Sicherheitsgründen eine kurzzeitige Sperrung erfolgt.
Es wird eine Menge Schutt geben auf dem rund 13 000 Quadratmeter großen Gelände, auf dem 6000 Quadratmeter bebaut sind. Thomas Hagedorn hat noch einmal genau in seine Akten geschaut und kommt auf 4000 Kubikmeter zu verarbeitende Masse. Denn was die Gebrüder Feuerborn 1920 errichtet haben, wird nicht einfach so abtransportiert, sondern kommt an Ort und Stelle in eine mobile Recyclinganlage. Die schafft es, den groben Schutt innerhalb von einer Stunde in 300 Tonnen Schotter zu zerkleinern, der als Tragschicht und Untergrund für die neuen Gebäude auf dem Areal verwendet werden soll.
So schnell wie möglich will der Osnabrücker Autoteilegroßhändler Wessels und Müller eine Filiale auf dem ehemaligen Moralt-Gelände errichten. Das Unternehmen ist laut eigener Angabe mit mehr als 275 000 katalogisierten Artikeln an mehr als 80 Standorten präsent. Außerdem entsteht daneben eine Niederlassung des Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungsvereins (Dekra). Die 1925 in Berlin gegründete Expertenorganisation hat rund 22 000 Mitarbeiter und ihren Hauptsitz in Stuttgart. (Die Glocke vom 29.3.2011)



Letzte Änderung: 20. Juli 2011