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Bürgerversammlung: Stadt stellte Pläne für neues Gewerbegebiet vor

 
Gut besucht war die Bürgerversammlung zum Gewerbegebiet am Hüttenbrink im Spexarder Bauernhaus.

Die Ausweisung des neuen Gewerbegebietes am Spexarder Hüttenbrink löst kontroverse Reaktionen aus. Auf dem insgesamt 35 Hektar großen Areal sollen zukünftig auf geplanten 24 Hektar großflächige Gewerbenutzungen entstehen. Weitere 2,6 Hektar sind für den Neubau von 35 Wohneinheiten vorgesehen. Wie stets bei größeren Bauvorhaben versucht die Stadt Zweifel, Ängste und Anregungen aus der Bevölkerung durch eine Bürgerversammlung in den Bebauungsplan einfliessen zu lassen. Rund 150 Bürger diskutierten Mittwoch im Spexarder Bauernhaus mehr als zwei Stunden mit Baurätin Nina Herrling und Heike Tellkamp vom Fachbereich Planung der Stadt Gütersloh. Kernthemen des Abends bildeten die durch die Erschließung vom Hüttenbrink aus befürchtete Zunahme von Lärm und Verkehr. Die von Tellkamp vorgestellte, durch bauliche Maßnahmen bedingte Zu- und Abfahrtsregelung alleine aus Richtung Spexarder Straße/Waldklause konnte die Anwesenden nicht beruhigen. Kritisiert wurden aus dem Auditorium auch die fehlende Lärmschutzmauer an der A2 sowie die aus Sicht einiger Bürger mangelhafte Informationspolitik der Stadt. Die rationalen Argumente der Verwaltung kamen bei den emotionsgeladenen Besuchern - darunter auch die Spexarderin und Alt-Bürgermeisterin Maria Unger mit ihrem Mann Manfred - zum überwiegenden Teil nicht an. Sehr deutlich wurde: den Anwohnern klingeln durch das permanente Verkehrsaufkommen vor ihren Haustüren samt der damit verbundenen Lärmbelastung bereits seit Jahrzehnten die Ohren. Schon jetzt sei, wie ein Bürger feststellte "das Verkehrsaufkommen an der absoluten Belastungsgrenze. Mehr Autos und Lkw vertragen wir einfach nicht". Die Aussicht auf zusätzliche Verkehrsbelastung durch die vom Hüttenbrink geplante Erschließung des Gewerbegebietes bringe jetzt das Fass zum Überlaufen.

 
Dieser Plan wurde während der Versammlung im Spexarder Bauernhaus vorgestellt.

Genau diesen Vergleich wählte Anita Huster. Vor 15 Jahren habe sie schon mit Maria Unger auf der Terrasse gesessen. Schon damals habe man sein eigenes Wort kaum verstehen können. Anita Huster: "Was Sie jetzt planen ist so, als würde man auf eine volle Flasche Wasser oben noch mehr was drauf kippen." Zumindest in Sachen der befürchteten Nobilia Produktionsgeräuschkulisse konnten dagegen einige Bedenken entkräftet werden. Ein sichtlich um Harmonie mit den neuen Nachbarn bemühtes Nobilia-Trio um Geschäftsführer Lars Bopf erläuterte ausführlich die Expansionspläne. Der Küchenhersteller will in zwei Bauabschnitten auf sechs Hektar (ein Fünftel der Gesamtfläche) das für Auslagerung und Erweiterung dringend benötigte Werk III errichten. Nobilia muss dabei den gesetzlichen Mindestabstand von 40 Metern zur Autobahn einhalten. Bopf avisierte den Spexardern mit den parallel zur Autobahn verlaufenden Gebäudekomplexen (Produktionshallenhöhe zehn bis elf Meter, das Hochregallager 26 Meter) "ein Bollwerk" gegen den Autobahnlärm. In Sachen Transportwege zwischen dem wenige hundert Meter entfernten Werk in Sürenheide seien ihnen jedoch die Hände gebunden. Bopf: "Natürlich wäre eine Brücke über die Autobahn für uns betriebswirtschaftlich die weitaus bessere, günstigere Lösung." Allerdings befänden sich die Autobahnen als Notlandebahnen für Bundeswehr-Flugzeuge im Besitz der Bundesregierung. Anwohner Gerhard Rohde stellte das angekündigte Schallschutzband nicht zufrieden: "Nobilia baut auf einer Breite von 400 Metern. Was ist mit den restlichen 1,6 Kilometern? Wo bleiben die Investitionen der Stadt Gütersloh in eine Lärmschutzwand?" Seine privaten Messungen hätten bereits einen Lärmpegel von 60 bis 65 Dezibel ergeben. Laut mehreren Gutachten könnten Menschen durch eine Dauerbeschallung von 55 Dezibel an Kreislaufversagen sterben." Die Baurätin versprach, die Bedenken der Bürger in Sachen Zuwegung "mitzunehmen und neu zu überdenken". (Text: Jens Dünhölter)



Letzte Änderung: 26. März 2019