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Die (H)eiligen Drei Könige aus Spexard

 
Nina Eickhoff, Alina Wegner und Jessica Bischof (von links) überbringen den Segensspruch in diesem Jahr per Roller. So wollen sie ein Zeitproblem und Fußschmerzen vermeiden.

Singen, sammeln, segnen! Wenn die Krone aus der Truhe kommt, dann sind die Sternsinger on Tour. Jedes Jahr verwandeln sich Anfang Januar in Deutschland knapp 500.000 Jugendliche in "Teilzeit-Monarchen". Sie ziehen von Haustür zu Haustür, bringen den Segen und sammeln als Kaspar, Melchior und Balthasar für den guten Zweck. Kurios: In einem Spexarder Bezirk kommen die "Heiligen Drei" aus dem Morgenland diesmal mit dem Tretroller daher.

Sie sind die "Eiligen Drei Könige"! Nina Eickhoff (10), Alina Wegner (9) und Jessica Bischof (9) gehören am Sonntag, 8. Januar, zu den 63 Kindern, die in Spexards Straßen mit Sprüchlein und Sammelbüchse unterwegs sind.

Doch nur sie erledigen den "Auftrag des Herrn" mit dem trendigen Aluminium-Gefährt. Warum das? Alina, die wie ihre zwei "Mitregenten" zum dritten Mal an der Aktion teilnimmt, erklärt: "Im letzten Jahr wurde unsere Zeit sehr knapp. Die letzten Häuser haben wir erst spät am Abend erreicht und außerdem taten am Ende ganz schön die Füße weh." Auch die heiligsten Herrscher bleiben eben von "qualmenden Socken" nicht verschont. "Deshalb hatten unsere Mädchen auch die Idee, mit den Rollern zu fahren", sagt Erzieherin Hanka Rautenberg (37), die das "Sternsingen"-Projekt in Spexard ehrenamtlich betreut.

In den 21 Bezirken des Gütersloher Vororts legen die Könige lange Märsche zurück und so ist mitunter Eile geboten, um im Zeitplan zu bleiben. Meist gegen Mittag nach der Messe ziehen sie los - bundesweit überwiegend am 6. Januar, dem eigentlichen "Dreikönigstag".

In Spexard läuft die Wohltätigkeitsaktion jedoch nach althergebrachter Tradition immer noch sonntags.

Leicht wird aus einem modisch gekleideten Teenager ein König aus dem Morgenland: Eine orientalische Kopfbedeckung krönt das Haupt von Jessica, der gelbe Mantel wallt um ihre Beine und in der Hand trägt sie den Stern. Im neuen Jahr gehört als viertes Utensil noch der drahtige Aluflitzer dazu. Da rollt der Segen praktisch bis vor die Haustür. "Wir sagen unser Sprüchlein auf", lacht Nina Eickhoff. Danach schreitet die Zehnjährige zur Tat und malt mit weißer Kreide den christlichen Segenswunsch "20+C+M+B+06" an die Tür. Die Buchstaben stehen übrigens nicht für die Namen der drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar, sondern für einen lateinisch gesprochenen Haussegen "Christus mansionem benedicat" (übersetzt: Christus segne dieses Haus).

Im Zeitalter von "Sternsingern auf City-Rollern" gibt es natürlich auch eine moderne, türen-schonende Version des Segensspruchs: "Wir haben mittlerweile Aufkleber", schmunzelt Hanka Rautenberg. Die Aktion "Dreikönigssingen" findet in 2006 bundesweit zum 48. Mal statt und steht unter dem Motto "Kinder schaffen was!" Die Spenden aller Sternsinger in Deutschland fließen auf das Konto der "Aktion Dreikönigssingen" in Aachen, die das Geld für Hilfsprojekte verwendet. Mit 47,5 Million Euro wurde im letzten Jahr ein Rekordergebnis erzielt.
(Neue Westfälische vom 31.12.2005)



Letzte Änderung: 9. März 2006