Stöbern Sie im Archiv und in alten Zeiten!


Leseförderpreis der NEUE WESTFÄLISCHEN für Josefschule

 
Mit Blumenstrauß, Scheck und Urkunde: NEUE WESTFÄLISCHE-Chefredakteur Thomas Seim überreicht der Josefschule eine Spende. Lehrerin Petra Kordsmeier, Schulleiterin Heidi Pohlmann, Kerstin Niederlüke und Steffi Goldbecker (v.l.) werden das Geld in die weitere Leseförderung an katholischen Bekenntnisgrundschule investieren.

Kreative Ideen, gute Konzepte, erfolgreiche Projekte: Mehr als 30 Schulen, Vereine und andere Institutionen haben sich auf den Förderpreis "Lesenswerte Projekte" der Neuen Westfälischen beworben. Die Jury hat die vier überzeugendsten Projekte in Ostwestfalen-Lippe ausgewählt. Eines davon ist das Projekt "Lesepatenschaften" der Josefschule in Spexard. Der Chefredakteur der NEUE WESTFÄLISCHEN, Thomas Seim, überreichte der katholischen Grundschule gestern den Preis - einen Blumenstrauß, eine Urkunde und 1.250 Euro. Das Geld will die Schule nutzen, um davon neue Bücher für die Schulbibliothek zu kaufen. Denn: Die Bücherei wird rege genutzt. Schon immer, nun noch mehr. Mit "Lesepatenschaften" hat die Schule ein Projekt entwickelt, über das es gelungen ist, die Lesefreude bei den jungen Kindern beträchtlich zu steigern.

Die Grundidee besteht darin, dass Viertklässler für ein Jahr die Patenschaft für Erstklässler übernehmen. Dieses Konzept gibt es an der Josefschule schon lange, doch während bislang eher die organisatorische Begleitung der jüngeren Schüler im Vordergrund stand - wie finde ich mich an der Schule zurecht, wo gibt es was, an wen muss ich wenden, wenn ich Hilfe brauche? - wurde das Modell inzwischen um die Leseförderung erweitert: Die Viertklässler weisen die Erstklässler in die Schülerbücherei ein und begleiten sie. Sie unterstützen sie beim Lernen der Buchstaben, der Wörter, der Aussprache, des Schreibens. Der Charme daran: Nicht nur die Jüngeren profitieren, auch die Älteren. Sie vertiefen ihr Wissen und lernen es schätzen. Chefredakteur Seim attestierte der Schule eine starke Bewerbung. "Wir als Verlag wissen, wie wichtig das gedruckte Wort ist. Wir wissen, welche Bedeutung Lesekompetenz hat und damit auch die Leseförderung. Wir halten es für wichtig, Menschen in jungen Jahren ans Lesen zu bringen, denn so bleiben sie uns und dem Lesen erhalten." Was die Josefschule auf den Weg gebracht habe, sei hochinteressant und könne Vorbild für viele andere Schulen sein. Es sei der Sinn des Preises, solche Modelle bekannt zu machen und sie zu verbreiten.

Die Josefschule habe sich schon seit geraumer Zeit gefragt, wie sie die Motivation der Kinder zum eigenständigen Lesen fördern könne und mit welchen Mitteln sie den Leselernprozess unterstützen könne, sagte Lehrerin und Projektleiterin Petra Kordsmeier. Die Idee, das seit vielen Jahren bestehende Patenschaftssystem zu nutzen und es weiterzuentwickeln, sei, wie sich zunehmend erweise, eine gute. Ins dritte Jahr gehe jetzt die Leseförderung, mit erfreulichen Ergebnissen. Wie die Förderung angelegt ist? Nach einer ersten Kennenlern- und Eingewöhnungsphase führen die Viertklässler die Erstklässler einmal die Woche in die Schulbücherei, helfen bei der altersangemessenen Bücherauswahl und lesen anschließend gemeinsam mit ihnen. Zu Anfang übernehmen die Älteren das Lesen und machen es ihren Paten schmackhaft. Das, so Petra Kordsmeier, sei eine wichtige und intensive Phase. "Viele Kinder erleben hier das erste Mal, das ihnen vorgelesen wird, und auch die Paten lesen hier oft das erste Mal richtig vor." All das in einer 1:1-Betreuung.

Geht es anfangs um Verständlichkeit, Lautdiskriminierung und Buchstabensicherung, entwickelt sich das Projekt im Laufe der Wochen und Monate weiter. Es wird gemeinsam gelesen, das Betonen der Silben geübt und später auch gemeinsam geschrieben. Die "Großen" machen die "Kleinen" mit dem Leseprogramm Antolin vertraut, helfen ihnen beim Umgang mit Internet und Tastatur. Sie erstellen einen Leseplan und prüfen die Ergebnisse. Über diese intensive Auseinandersetzung mit Sprache und Wörter lernen beide - die Älteren wie die Jüngeren; von anderen positiven Aspekten wie Konzentration und Selbstwertgefühl nicht zu reden. Am Ende des Jahres kommt es schließlich zu einem mitunter bewegenden Moment: Die Patenkinder schreiben ihren Paten einen Abschiedsbrief. Wie wichtig solche Leseförderung ist, machen Schulleiterin Heidi Pohlmann und ihr Kollegium schon an ihrer Beobachtung fest, dass Lesen für viele Kinder nicht mehr zum täglichen Erfahrungsfeld gehört. "Manche Kinder kommen einfach nicht mehr mit Zeitung und Büchern in Berührung", sagte Kordsmeier. Die Eltern beide berufstätig, die Kinder im Ganztag oder zuhause vorm Fernseher und Computer; solche Lebenswelten gibt es, und möglicherweise immer häufiger. Hinzu komme, dass der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund steige, für die Deutsch nicht die Alltagssprache sei und von daher beim Lesen auf Barrieren stoßen.

Die schöne Bücherei der Josefschule, renoviert und um das große, zuvor im Foyer stehende Piratenschiff bereichert, wird dank der NEUE WESTFÄLISCHE-Spende ihren Bücherbestand kräftig aufstocken können. "Das kommt uns zupass", sagt die Mutter und ehrenamtliche Bibliotheksmitarbeiterin Steffi Goldbecker. Beliebte Bücher wie die Drei ??? oder Gregs Tagebuch seien viel im Umlauf, da können Nachschub und Ergänzung nicht schaden. Moderne, altersgerechte Literatur sei gefragt, "es hilft nichts, den Kindern Huckleberry Finn vor die Füße zu schmeißen." Mit den passenden Büchern und der passenden Herangehensweise könne man Kindern Lust auf Lesen machen, damals wie heute. (Neue Westfälische vom 20.11.2013)



Letzte Änderung: 12. Oktober 2014