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Vor 100 Jahren kam Spexard zum Amt Avenwedde

 
Die Amtsverwaltung im Jahre 1956

Das Amt Avenwedde ist längst Geschichte und wurde 1970 aufgelöst. Die Entstehung vor 100 Jahren am 1. April 1914 ist in Vergessenheit geraten, weil der Ausbruch des 1. Weltkrieges in diesem Jahr viel präsenter ist. Das Amt Avenwedde, mit den drei selbstständigen Gemeinden Avenwedde, Friedrichsdorf und Spexard, hat eine interessante Vergangenheit. Der Regierungspräsident in Minden hatte mit Datum vom 1. April 1914 aufgrund eines Erlasses des Preußischen Innenministers das Ausscheiden der drei Gemeinden aus dem Amt Reckenberg und die Bildung eines neuen Amtes bestimmt. Die ganzen Teilungsformalitäten dauerten nicht mal ein halbes Jahr. Für einen derartigen Verwaltungsakt eine kurze Zeit. Mit der kommissarischen Leitung des neuen Amtes wurde der Kreissekretär und spätere Amtmann Ludwig Ehringhausen beauftragt. Die erste Amtsverwaltung setzte sich mit besonderer Rücksicht auf die Einwohnerzahl und Steuerkraft zahlenmäßig wie folgt zusammen: den drei Gemeindevorstehern oder ihren Stellvertretern, drei Mitgliedern von Avenwedde und je einem Mitglied der Gemeinden Friedrichsdorf und Spexard. Der schon 1913 als Amtmann gewünschte Amtssekretär Mense übernahm offiziell am 1. Mai 1915 die Verwaltung des Amtes Avenwedde, nachdem er bereits ab 1914 als Protokollführer tätig war. 1915 und die folgenden Jahre waren überschattet von den Ereignissen des 1. Weltkrieges. Die Entstehungsgeschichte des Amt Avenwedde geht bis in das Jahr 1913 zurück. Die Gemeinde Avenwedde hatte die Teilung des Amtes Reckenberg stark betrieben. Die Vertretungen der Gemeinden Avenwedde, Friedrichsdorf und Spexard stimmten den Plan zu und der Landrat stand der Entstehung der neuen Verwaltungseinheit positiv gegenüber. Die Begründung lautete damals: „Die Lage des Amtssitzes Wiedenbrück (Reckenberg) brachte für die Bewohner wegen der weiten Entfernung und der schlechten Bahnverbindungen sowie die Erreichbarkeit des Amtsbüros unhaltbare Verhältnisse. Diese Verhältnisse wurden mit der Entwicklung der Gemeinde in jedem Jahr schwieriger.“

 
Der Reckenberg in Wiedenbrück war für viele Jahrhunderte der Amtssitz für die Bauerschaften und die späteren Landgemeinden im Kreis Wiedenbrück.

Dem Wunsch der drei Gemeinden wurde entsprochen. In einer im März 1914 abgehaltenen Sitzung wurde beschlossen, als Amtssitz Avenwedde zu wählen. Die erste Amtsstube wurde in der Gaststätte Bettenworth eingerichtet. Zwei Räume wurden angemietet und das Mobiliar wurde angeschafft. Weil sich die Räume als zu klein erwiesen, wurde der Bau einer eigenen Amtsverwaltung angestrebt. Das Grundstück für das spätere Amtsgebäude an der Avenwedder Straße wurde 1918 vom Hof Altewischer gekauft. Die Wirren nach der Auflösung des Kaiserreichs und der schwierige Neubeginn in der Weimarer Republik führten erst 1925 zum Beschluss für den Bau. Das Amtsgebäude für das Amt Avenwedde wurde dann 1926 bezogen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es um den linken Flügel erweitert. Erster Amtsbürgermeister war von 1914 bis 1918 Ludwig Ehringhausen. Es folgte ihm Hermann Mense (1918 - 1945). Als Amtsdirektor nahm 1947 Johannes Deppe (bis 1959) seine Arbeit auf. Der letzte Amtsdirektor war bis 1970 der unvergessen Otto Hensdiek. Das Amt Avenwedde wurde aufgelöst und in die Stadt Gütersloh eingegliedert. Im März 1967 wurde über die Bestrebungen einer Verwaltungsneugliederung des Landkreises Wiedenbrück unterrichtet. Der Gebietsänderungsvertrag der Gemeinden wurde am 19. März 1969 unterzeichnet und der Landtag von Nordrhein-Westfalen hat mit dem Gesetzt zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld vom 4. Dezember 1969 den Gebietesänderungsvertrag bestätigt. Das Gesetzt trat am 1. Januar 1970 in Kraft. Das Amt Avenwedde war Geschichte und die Rechtsnachfolge trat die Stadt Gütersloh an. Während sich die Gemeinden Avenwedde und Spexard mehr oder weniger für den Anschluss an Gütersloh entschieden gab es in Friedrichsdorf erheblichen Widerstand. Die kleinste Gemeinde aus dem Amt Avenwedde favorisierte einen Zusammenschluss mit Senne I unter Einbeziehung von Teilen Avenweddes. Selbst über einen Anschluss an Bielefeld wurde diskutiert. Nach der Auflösung vor 44 Jahren ist das Amt Avenwedde und die Entstehung vor 100 Jahren fast in Vergessenheit geraten.



Letzte Änderung: 12. Oktober 2014