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Wanderung auf alten und neuen Verkehrswegen

Die stark befahrene Autobahn 2 geht mitten durch die Gemeinde und vier stark Durchfahrtsstraßen aus dem Süden des Kreises Gütersloh durchqueren Spexard. Vor 200 Jahren, als die einstige Bauernschaft, noch keine Rolle auf den Landkarten spielte, lag der Stadtteil weit weg von Lärm und Abgasen. Der Heimatverein Spexard entführte bei seiner jährlichen Wanderung die Spexarder bis in die Zeit der guten alten Postkutsche.
Die Zeitreise begann am Spexarder Bahnhof , dort wo einst die Personenzüge der Teutoburger Waldeisenbahn (TWE) hielten. Die 1903 fertiggestellte Strecke von Gütersloh nach Hövelhof hatte ab 1938 einen Haltepunkt auf dem „Hüttenbrink“. Bis 1978 der Personenverkehr eingestellt wurde, konnten die Spexarder mit ihrem „Pengelanton“, wie er im Volksmund genannt wurde, verkehren. Der Bau der Autobahn beschäftigte die Bürger ab 1934. Der Anschluss an das Fernstraßennetz riss Spexard in zwei Teile und bedeutete eine Zäsur für die Bürger, bis heute. Die Brücke über der Verler Straße musste beim bis 1938 dauernden Bau der Autobahn übrigens zweimal gebaut werden. Ein Fehler in der Statik machte das notwendig. Die heutige Brücke entstand nach großen Umbaumaßnahmen 1973.

Über die Geschichte der Straße nach Verl erfuhren die Spexarder wichtige Daten. Unter den Preußen, die ab 1815 das Sagen in Westfalen hatten, wurde der Straßenbau angekurbelt. Die Verbindung zur Garnisonstadt Paderborn über Verl wurde 1881 /1882 durch den Osten von Spexard gebaut und 1898 und 1904 begradigt. Die meisten Wege in Spexard waren vor dieser Zeit noch beschwerlich zu begehen. Über die schlechten Strecken wurde oft geklagt. Die Kutschen waren nicht gefedert und jedes Schlagloch war zu spüren. Die Wege verliefen in der Regeln an Gräben oder Hecken vorbei. Bei den wenigen Reisenden des 16. und 17. Jahrhunderts waren nur wenige Fernverbindungen ausgebaut. Die Personenpost von Osnabrück zum Knotenpunkt Neuenkirchen führte über den Mühlenweg von Spexard. Die Teilnehmer der heimatkundlichen Wanderung konnten sich bei einem heute noch wie damals erhaltenen Teilstücks der alten Fernstraße ein Bild über die Verhältnisse machen. Über den Mühlenweg waren auch die Truppen Napoleons und später die der Preußen gezogen. Der Sage nach soll auch Wolfgang von Goethe durch Spexard gereist sein. Sein Aufenthalt in Rietberg-Neuenkirchen ist jedenfalls bewiesen. Die kurze Postkutschenzeit endete bereits um 1830 als das benachbarte Neuenkirchen kein wichtiger Haltepunkt der nationalen Poststrecken mehr war. Mit dem späteren Neubau der parallel verlaufenden Landstraße nach Rietberg verlor der Mühlenweg endgültig seine Bedeutung. Seit der Eröffnung der Autobahn 1938 ist er durchschnitten. Die Trassenfügung mit einer Brücke war in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach Protesten verhindert worden.

Der letzte Abschnitt der Wanderung gehörte dem Hellweg, der alten Ost-West-Achse der Spexarder an der Grenze zu Kattenstroth und Sundern. Als Kirchweg nach Gütersloh und zur Urkirche nach Wiedenbrück könnte der Weg damals entstanden sein. Auch als Totenweg der Germanen wird er gedeutet. Die wirkliche Entstehungsgeschichte liegt wohl im dunkeln der Geschichte. Im Mittelalter wurden die wichtigen Durchgangsstraßen als Hellweg bezeichnet. Weil die erste Besiedlung von Spexard vermutlich vom Gut Schledebrück ausgegangen ist, könnte es sich um eine der ältesten Straßen in der Region überhaupt handeln.



Letzte Änderung: 30. Juli 2010