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Heimat-Jahrbuch Kreis Gütersloh 2009

 

„Als die Römer frech geworden ...“ Mit einem fröhlichen Studentenlied richtet das „Heimat-Jahrbuch Kreis Gütersloh“ frech die Erinnerung zurück an eine ernste und blutige Schlacht im Jahre 9 n. Chr. Drei römische Legionen fanden sich damals von den Horden germanischer Krieger eingekreist und gingen unter in einem mehrtägigen Marschgefecht. An die Varusschlacht vor 2000 Jahren erinnert seit 1875 hoch auf dem Teuto ein Denkmal. Siegreich streckt Hermann der Cherusker sein Schwert in den Himmel.

Das geschichtsträchtige Datum der Varusschlacht greift das Jahrbuch des Kreises keineswegs auf, um den rund 700 existierenden Theorien über den vermuteten Ort der Schlacht im Teutoburger Wald eine weitere Theorie hinzuzufügen. Überliefert haben uns die römischen Historiker, ungenau genug, die Schlacht als die im Teutoburger Wald („saltus teutoburgiensis“) geschlagen. Reizvoll ist es deshalb, die im Laufe der letzten 20 Jahre am Kalkrieser Berg im Osnabrücker Land erschlossenen Grabungsfunde und die hieraus gewonnenen Erkenntnisse mit in die Diskussion über den Ort des Geschehens einfließen zu lassen.

Ein sehr viel späteres Kapitel örtlicher Geschichte wird aufgeschlagen mit der Suche nach der „alten Bodeley“ in Wiedenbrück, dem Hause des Büttels, des Schinders und des Scharfrichters. Die im Jahre 1909 im Kreis Halle gefeierte 300-jährige Zugehörigkeit der Grafschaft Ravensberg zu Preußen bietet auch einhundert Jahre danach noch einen pikanten Einblick in die Befindlichkeiten der Bergstadt Borgholzhausen als Standortgemeinde der Burg Ravensberg im Gegensatz zum Kreis Halle. An das „Gedächtnis der Gemeinden“ erinnert der Beitrag über 25 Jahre Archivarbeit in Kreis und Kommunen.

Es ist die Rede im jüngsten Kreis-Jahrbuch von Reichskochöfen, Kaiseröfen und Sparherden aus der Produktion der Holter Eisenhütte. Erinnert wird an die mühsamen Wege, die „Hollandgänger“ im 19. Jahrhundert zu bewältigen hatten, um „daselbst den Sommer zu arbeiten“. Es war Mitte der 70er Jahre die Gemeinde Verl, inzwischen auf dem besten Wege, „Stadt“ zu werden, „spät dran“ mit einer zentralen Trinkwasserversorgung. Wir begeben uns mit den Nachtwächterinnen auf einen Gang in die 1000jährige Geschichte der Stadt Versmold. Es lädt der Stadtname Wiedenbrück zu immer neuen Deutungen ein. Und im Klosterdorf Marienfeld hat das Geburtshaus des aus Harsewinkel stammenden Porträtmalers Johann Christoph Rincklake seine Wiederauferstehung erlebt.

Ein Blick in die Natur eröffnet für den Kreis Gütersloh erstaunliche Einblicke. An Straße, Schiene und Kanal haben sich nach Feststellungen des Steinhagener Biologen Heinz Lienenbecker fremde Pflanzen ganz neue Lebensräume erobert. Als Einwanderer aus Nordamerika tummelt sich bei uns inzwischen der Waschbär und hat seine „Hauptstadt“ im Kreis Gütersloh in Schloß Holte-Stukenbrock aufgeschlagen. Und die Sandabgrabungen in der Senne, so erfahren wir, bieten nicht nur der Bauwirtschaft eine goldene Grundlage, sondern sind längst neuer Siedlungsort für Fauna und Flora geworden.

Es präsentiert sich der Isselhorster Pferde Stärken Club als Bewahrer alter Landmaschinentechnik. Das Landgut Geissel in Langenberg hat Deele und Scheunen der Musik und der Literatur geöffnet. Im Haus Samson in Clarholz hat sich die „Gruppe 13“ als Kunstverein mit eigenen Ausstellungsräumen etabliert. Und in Gütersloh hat der Jugendkulturring allen Unkenrufen zuwider immer noch kräftig Konjunktur.

Der Kultur verpflichtet zeigt sich das Jahrbuch Kreis Gütersloh auch mit seinem Titel. Dieser nimmt schon das Bild auf, wie sich das im Entstehen befindliche Theater Gütersloh mit seinem Treppenaufgang präsentieren wird. Eine Einladung, sich mit den Arbeiten des in Gütersloh beheimateten Bildhauers Johannes Zoller anzufreunden, bietet im Kalendarium des Jahrbuches eine Auswahl von Plastiken, die im August/September im Kreishaus gezeigt wurden.

Das seit 1982 erscheinende „Heimat-Jahrbuch Kreis Gütersloh“ liegt mit seinem 27. Jahresband vor. Herausgegeben vom Kreis Gütersloh und erschienen im Flöttmann Verlag Gütersloh. Der vierfarbig angelegte und reich bebilderte Jahresband enthält auf 184 Seiten 29 Einzelbeiträge zu Geschichte und Gegenwart des Kreises Gütersloh. Die Auflage beträgt 4.000 Exemplare. Erhältlich im örtlichen Buchhandel oder über den Flöttmann Verlag Gütersloh. Unveränderter Einzelpreis € 9,80.

Einen zusätzlichen Service zu dieser heimatkundliche Serie mit ihren rund 850 Einzelbeiträgen leistet ein ins Internet eingestellter Index mit unterschiedlichen Suchkriterien. Verfügbar als pdf-Datei sowie als Excel-Datei und abzurufen auf den Homepages des Kreises Gütersloh (Kultur) und des Flöttmann Verlages unter www.kreis-guetersloh.de bzw. www.floettmann.de.



Letzte Änderung: 3. März 2009