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Wolfgang Rustenbeck ist 50 Jahre im Beruf / Ehrung der Landwirtschaftskammer

 
Jubilar Wolfgang Rustenbeck

Die Liebe zu Pferden wurde Wolfgang Rustenbeck in die Wiege gelegt. Und auch 55 Jahre nach seinem ersten Arbeitstag auf dem Vollblutgestüt Ravensberg in Spexard ist der „Pensionär“ täglich im Einsatz. Für seine 50-jährige Tätigkeit im „grünen Beruf“ wurde der 69-jährige jetzt von der Landwirtschaftskammer Westfalen geehrt.
„Es ist schon eine Besonderheit, wenn ein Mensch so lange in seinem Beruf bleibt, und auch dem Arbeitgeber über mehr als fünf Jahrzehnte die Treue hält“, sagte Ernst-Otto Meineke, der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Münster in seiner Laudatio. „In diesem Jahr hatten wir erst zwei goldene Jubiläen, die immer seltener werden“ Die Glückwünsche der Kreisstelle Wiedenbrück überbrachte Heribert Kunschik (Langenberg).

Auch acht Jahre nach seiner offiziellen Verrentung fährt Wolfgang Rustenbeck von montags bis freitags jeden Morgen um vier in der Früh mit seinem „Drahtesel“ von der Dienstwohnung an der Westerwaldstraße die zwei Kilometer zum Gestüt Ravensberg, um für vier Stunden bei seinen Schützlingen zu arbeiten. „Ich kann nicht ohne Pferde und Ravensberg“, bekennt sich Rustenbeck wie kein zweiter zu seinem Arbeitsplatz mit den edlen Vollblutpferden. Bereits als Kind ist der Bazillus Rennsport in sein Blut galoppiert. „Mit meinem Vater bin ich immer zu den Rennen nach Hannover gefahren. Dort ist der Funke dann rübergesprungen“, erzählt der gebürtige Magdeburger. Als dann sein Bruder Joachim eine Lehre als Rennreiter in Bremen antrat, war die Berufswahl schnell getroffen. Über eine Stellenanzeige im Pferdesportfachblatt „Sport-Welt“ fand er schnell eine Ausbildungsstelle als Jockeylehrling auf Ravensberg, und trat am 17. November 1950 als Vierzehnjähriger seine neue Stelle an. „Die fünf Lehrjahre unter Johannes Kuhr waren kein Zuckerschlecken. Ich musste schnell Verantwortung übernehmen und hatte einen strengen Lehrmeister, der auf Ordnung besonders viel Wert legte“, erinnert sich Wolfgang Rustenbeck trotzdem gern an seinen ersten von vier Trainern. Mit dem Traum einmal Jockey zu werden, war es Ende der 50er Jahre allerdings vorbei. Weil die Kilos auf den Rippen mehr wurden, und das Jockeygewicht überschritten wurde, übernahm Wolfgang Rustenbeck den Posten des Futtermeisters und später sogar des Reisefuttermeisters. Bis 1959 wohnte er noch auf dem Gestütgelände.

Unter Johannes Kuhr und später unter Heinz Gummelt wurden die erfolgreichsten Jahr Rennjahre der Zuchtstätte Ravensberg im Deutschen Turf eingeläutet. Die beiden Derbysieger Wilderer und Waidwerk durfte Rustenbeck vorbereiten und begleiten. Später war es der unvergessene Windwurf, der in den siebziger Jahren zweimal „Galopper des Jahres“ wurde, und sogar für einen Einsatz in den USA sorgte. „Wir waren wie Freunde“, bleibt Windwurf für Rustenbeck immer in guter Erinnerung. Ob Derby, Hansa-Preis, Aral-Pokal oder der Preis von Baden – Wolfgang Rustenbeck war bei allen großen Rennen in Deutschland mit von der Partie. Als es in den achtziger Jahren ruhiger wurde um die Ravensberger Vollblüter beendete der Futtermeister seine Reisetätigkeit und widmete sich mehr der täglichen Arbeit auf dem Gestüt - und seiner Familie um Gattin Margrit und den drei Kindern. Denn an den Wochenenden war Wolfgang Rustenbeck in der Saison mit den Vollblütern unterwegs gewesen. Die tägliche Morgenarbeit zu Pferde musste der Pferdenarr 1986 nach seinem zweiten schweren Sturz beenden. „Bei einem schnell Galopp bin ich schwer gestürzt und habe seither striktes Reitverbot“, sagt Rustenbeck. Auch das neue Ravensberg mit dem 1994 gegründeten Trainingszentrum mit Trainer Peter Rau wollte auf die Dienste des langjährigen Mitarbeiters nicht verzichten. Nach dem Weggang von Rau nach Warendorf ist jetzt Andreas Wöhler seit November 2004 der neue Chef auf dem 1907 gegründeten Gestüt, und greift gerne auf die Dienste von Wolfgang Rustenbeck zurück. Denn die Erfahrung des dienstältesten „Ravensberger“ sind heute noch unbezahlbar, nicht zuletzt dank seiner Liebe zu den Pferden.



Letzte Änderung: 23. August 2005