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„Dönnekes“ aus alten Gütersloher Tagen

 
Matthias Borner überzeugte im voll besetzten Spexarder Bauernhaus.

Dass Menschen wieder einen Bezug zu ihrer Heimat finden und wissbegierig über die Geschichte ihres Wohnortes sind ist bekannt. Aber auch die plattdeutsche Sprache und der Umgangston beschäftigt sie. Der Gütersloher Stadtführer Matthias Borner füllte mit seinen „Ostwestfälisch für Anfänger“ die Deele das Spexarder Bauerhaus bis auf den letzten Platz als der ortsansässige Heimatverein zu seinem 6. Literaturabend einlud und vom großen Zuspruch selbst überrascht war.

Der durch Vox-Rindvieh bekannte Comedian wusste in gekonnter Art und Weise das vom Alter her sehr gemischte Publikum in der Fachwerkumgebung zu unterhalten. Mit lustigen „Dönnekes“ aus alten Gütersloher Tagen servierte er die nur in der an Dalke und Ölbach verwendeten Redewendungen und Ausdrücke an sein Publikum. Vom „Püfferken“, dem leckeren Teigfladen aus der heimischen Küche bis zur „Latüchte“, die man besser als Lampe bezeichnet, hatte Borner fast zwei Stunden den Zuspruch auf seiner Seite. Mit heiteren Anekdoten - ob vom Campingplatz in Frankreich oder vom Beerdingungsschmaus in der Isselhorster Linde - wurden die Lachmuskeln gereizt. Aber auch bekannte Redewendungen durften nicht fehlen. Vom „Krösken“ (ein halboffizielles Liebesverhältnis) war die Rede. Als die junge Frau Pohl mit ihrem Liebhaber in einer Wirtschaft vom Nachbarpaar Bölterkamp entdeckt wird, ist sie in heller Aufregung und will am nächsten Tag Schlimmes verhindern. Doch zu spät. Wie sagt Herr Bölterkamp im umgangssprachlichen Gütersloherisch. „Keär, das is ja man wiaklich Pech. Meine Frau isser grade mit los nachem Bäcker hin.“
Die „Erwachsenbildung“, wie Borner seine Schulstunde nannte, war nach gut einer Stunde der erste Teil des prall gefüllten Abendprogramms. Übrigens das erste Mal in seiner Heimatstadt. Denn für „Ostwestfälisch für Anfänger“ gab es bislang nur Anfragen rund um den Gütersloher Speckgürtel. So war auch die Aufregung groß vor 200 Artgenossen zu „quatern“.

Die anschließende Gütersloher Stadtrundfahrt mit 297 gefühlten Sehenswürdigkeiten hatte viele neue Einblicke über die Dalkestadt parat. Von den königstreuen Güterslohern war die Rede, die in ihrem Stadtwappen die preußischen Farben verewigt haben. Die Karstadt-Fassade an der Berliner Straße, die 2000 den Architekturpreis für vorbildliche Handelsbauten in Nordrhein-Westfalen erhielt, bekam ihr Fett weg. „Gütersloh und Städteplanung - sehr viel Mut und wenig Ahnung“, findet Matthias Borner, der nach rund zwei Stunden völlig überzeugt hatte und die Besucher hungrig machte nach mehr Heimat aus ihrer Umgebung.



Letzte Änderung: 20. Juli 2011