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Vor 70 Jahren wurde in Spexard die Autobahn eröffnet

 
Kurz nach der Erföffnung fuhren nur wenige Fahrzeuge über die neue Autobahn in Spexard.

Eine in vieler Hinsicht sehr entscheidende Veränderung für Spexard ergab sich durch den Bau der Reichsautobahn, die den Stadtteil auf mehr als fünf Kilometer Länge praktisch in zwei Hälften teilt. Vor 70 Jahren, am 12. November 1938, wurde die Autobahn mit einem kleinen Festakt an der Auffahrt Verler Straße eröffnet. Die Eröffnung nahm an diesem Tag Dr. Fritz Todt, der Generalinspekteur für das Deutsche Straßenwesen vor. Die Schüler der zwei Spexarder Volksschulen hatten an diesem Tag schulfrei und standen winkend mit Hakenkreuzfahnen an der Fahrbahn.
Nur vier Jahre vorher hatte der Bau am 1. November 1934 begonnen. Die ersten Vermessungstrupp waren erschienen und hatten die Trasse mit Fähnchen abgesteckt. Zunächst sollten drei verschiedene Trassenführungen in der Planung gewesen sein. Mit in heutiger Zeit nicht mehr möglicher Schnelligkeit wurde dann im Laufe des Jahres 1936 die Planung der jetzt bestehenden Trasse trotz vielerlei Einsprüche betroffener Landwirte und hiesiger Behörden abgeschlossen. Die Einsprüche bezogen sich hauptsächlich auf Grundstücksdurchschneidungen und dadurch bedingter Wertminderungen sowie auf Wegerechte. Erfolgreich wehren konnte man sich gegen Sandentnahme bis sechs Meter Tiefe auf dem Besitz von Tenge-Rietberg im Bereich der Waldklausensiedlung. Stattdessen wurden Sandbrinke abgetragen und dadurch Wiesen – und Ackerflächen geschaffen. Der Autobahn in Spexard mussten einige Häuser in der Höhe der heutigen Anschlussstelle an der Verler Straße geopfert werden. Der damalige Sportplatz der DJK Spexard an der Neuenkirchener Straße und rund 14 ha Feld, Wiese und Wald verschwanden für immer.
In den Jahren 1937/38 begann dann der Bau mit der Aufschütterung eines Dammes, wofür die Erde mit einer Klein-Feldbahn mit Loren herangeschafft wurde. Die Fahrbahnen wurden aus Beton erstellt. Für die Unterbringung der Arbeitskräfte wurden westlich des Brockwegs und am Hof Klasbrummel in der Sürenheide zwei Barackenlager errichtet. In der Nähe des heutigen Feuerwehrgerätehauses bestand ein großes Materiallager. Man erinnert sich in Spexard auch, dass die Brücke über die Verler Straße wegen mangelnder Bauausführung im März 1938 gesprengt werden musste. Das Sprenggut wurde als Packlage zur Befestigung von der Amelingstraße und dem Berensweg verwendet.

 
Die Autobahn 2 in Spexard im Jahr 2008.

Anzumerken bleibt, dass entgegen der damaligen Propaganda der Bau der Autobahn insgesamt nur relativ geringfähig zum Abbau der Arbeitslosigkeit beitrug, zumal in gewissem Umfang bereits Maschinen eingesetzt wurden. Wie schon erwähnt, haben angrenzende Höfe und Neusiedler erhebliche Flächen verloren und mussten andere Nachteile, wie weite Umwege, in Kauf nehmen. Zudem erfolgte der erforderliche Austausch von Grundstücken erst 1943 und die Entschädigung wurde erst 1944 oder erst nach der Währungsreform 1948 gezahlt. Es ist damals wohl allen Spexardern recht schwer gefallen, sich an diese Veränderung zu gewöhnen. Zunächst aber konnte man aufgrund der geringen Verkehrsdichte die Autobahn noch zu Fuß überqueren, Vieh hinübertreiben sogar mit einem Fuder Heu von Hof zu Hof fahren. Heute muss der gewachsene Stadtteil mit dem starken Lärm der Autobahn leben, hat aber der Vorteil einer guten Verkehrsanbindung. Zum Schluss sei noch erwähnt, was einer der Spexarder Originale, der verstorbene Lehrer Weweler, zu erzählen pflegte. „Hitler hat gesagt, dass die Autobahn durch die schönsten Gegenden Deutschland führen soll, darum hat man sie auch durch Spexard gebaut.“



Letzte Änderung: 3. März 2009