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Heimatverein Spexard sammelt Totenzettel

 
In einer alten Zigarrenschachtel auf einem Dachboden hat Markus Schumacher mehr als 300 Totenzettel entdeckt.

Der Brauch, bei der Trauerfeier Zettel mit den wichtigsten Lebensdaten des Verstorbenen an die Trauergäste zu verteilen, war in katholischen Gebieten schon seit dem 17. Jahrhundert verbreitet. Auch in Gütersloh ist es üblich gewesen, Totenzettel zu drucken, um die Erinnerung an diese Menschen wach zu halten. Mehr als 300 dieser teilweise schon vergilbten Papierschnipsel sind kürzlich auf einem verstaubten Dachboden im Ortsteil Spexard entdeckt worden. »Sie stammen aus einem Nachlass und waren fein säuberlich in einer Zigarrenschachtel verstaut«, berichtet Markus Schumacher. Der 48-jährige Postbeamte und aktives Mitglied im Heimatverein Spexard beleuchtet sie näher und stellt Verblüffendes fest: Ihm bietet sich ein einzigartiger personengeschichtlicher Einblick in die Zeit von 1874 bis in die 1970-er Jahre. »Namen von heimischen Persönlichkeiten finden sich neben einfachen Bürgern, prachtvoll ausgestaltete Blätter neben einfachsten Drucken oder gar handgeschriebenen Zetteln.« Schumacher ist begeistert. Hatte der Spexarder Heimatverein die Mitglieder doch in seiner jüngsten Sitzung dazu aufgerufen, Totenzettel zu sammeln. Warum eigentlich? »Sie können hilfreich sein, denn für die Ahnenforscher ist es eine legale Möglichkeit, nach dem Tod eines Menschen an Daten zu gelangen, weil sie ja öffentlich ausgeteilt wurden und meist die ganze Lebensgeschichte beinhalteten. Auch wurden sie früher schon mit einem Lichtbild des Verstorbenen ausgestattet.« Auf sie könne man zurückgreifen, wenn andere Quellen nicht vorhanden oder nicht mehr zugänglich seien.

 
Daten zu Josef Spexard finden sich in der der Vita.

Bei der Durchsicht dieser Totenzettel hat Markus Schumacher schon kleine Geheimnisse um verschollene Menschen aus Spexard lüften können. Geklärt werden konnte der Verbleib von Johannes Plümer, der am 21. Mai 1901 in Spexard geboren wurde und später nach Brasilien ausgewandert ist. Schumacher: »Anhand des Totenzettels haben wir festgestellt, dass er am 4. August 1965 in Santa Cruz do Sul gestorben ist.« Oder August Determeyer, gebürtiger Spexarder (29. November 1901), ist 1923 nach Amerika ausgewandert und starb nach einem kurzen Besuch in Deutschland (1933) am 21. März 1949 in Naperville (USA). Auch die Männer aus Spexard und Umgebung, die in Kriegen für Heimat und Vaterland ihr noch junges Leben ließen, finden sich auf den Zetteln wider. Mittlerweile ist der Heimatverein im Besitz von 600 Totenzetteln. Und die sollen digitalisiert werden. Eine große Aufgabe für Markus Schumacher. »Durch die Sammlung, Aufbewahrung und Digitalisierung schaffen wir uns ein ewiges Andenken dieser Menschen. Bald kann man sich beim Durchblättern der so in Datenbanken eingestellten Totenzettel stets ein aktuelles Bild von ihnen machen.« Man wolle diesen positiven Effekt beibehalten und rufe deshalb jeden dazu auf, dem Verein noch vorhandene Totenzettel zum Einscannen zu überlassen. (Westfalenblatt vom 19.4.2019)



Letzte Änderung: 6. Januar 2020