Die Chronik des Kriegsteilnehmervereins "Einigkeit"

 
Diese Ehrentafel zeigt die Spexarder Gefallenen von 1914 - 1918. Klicken Sie hier, um Erläuterungen zur Ehrentafel herunterzuladen.

Die Gründung 1919 erfolgte nach den Wirren des 1. Weltkriegs in einer schwierigen Zeit. Die Mitglieder der ersten Stunden setzten sich für die Kriegerwitwen ein und zahlten Kriegsheimkehrern eine Starthilfe aus. Die Gründungsväter hatten eine gute Idee. Es wurden Feste veranstaltet und Theater für den guten Zweck gespielt. Das erste Stiftungsfest wurde 1920 in Zelten bei der Gastwirtschaft Müterthies gefeiert. Das Spenden für den guten Zweck ist in Spexard immer noch aktuell. Die Idee von 1919 lebt in der Vereinswelt von Spexard weiter. Die Kriegerkameradschaft Spexard hat sich 2013 aufgelöst. Die 1. Chronik endet 1962. Ein zweites Protokollbuch ist bis zur Vereinsauflösung geführt worden.

Frieden zu Hause finden, dass wollten nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Männer Spexards, die von 1914 bis 1918 an den Fronten im Osten und Westen gedient hatten. Sie waren Teile einer geschlagenen Armee. Das Kaiserreich war zu Ende. Es herrschte Gewalt auf den Straßen. Zwei Millionen waren nicht heimgekehrt und ihre Gräber waren außerhalb der Reichsgrenzen. Hunger und Not waren Alltag in dieser Zeit. Die Geschichte des Vereins begann am Himmelfahrtstag des Jahres 1919. Die heimgekehrten Soldaten waren froh, wieder in der Heimat zu sein. Überall im Kreis Wiedenbrück waren Heimkehrfeiern und Fest abgehalten worden. Eine Gemeinde wollte die andere übertreffen. Nur in Spexard fanden diese Feiern nicht statt. Kein Willkommensgruß und keine geschmückten Straßen. Die Kriegsteilnehmer wollten sich damit nicht abfinden, trafen sich im Spexarder Krug, gründeten einen Festausschuss und organisierten am 29. Juni 1919 ein Fest für alle Spexarder. Es war das erste Spexarder Fest seit Menschengedenken heißt es in der Vereinschronik. An diesem Tag wurde Theater gespielt und ein großes Fest gefeiert. Die Hälfte des Überschusses wurde an die Witwen der verstorbenen Soldaten verteilt und bei einem weiteren Treffen ein Verein gegründet. Vorsitzender wurde August Tiesbohnenkamp. Am 1. September 1919 betrug die Mitgliederzahl bereits 95. Später waren es 150 und der Verein war über viele Jahre der Mitgliederstärkste in Spexard. Ziel und Zweck des Vereins war die Pflege der Geselligkeit und die Vertretung der Interessen der Kriegsteilnehmer und Hinterbliebenen der Gemeinde Spexard. Das Kriegerdenkmal wurde aus Vereinsmitteln und ohne öffentliche Mittel finanziert und am 13. Mai 1926 unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit eingeweiht. 1929 wurde die Fahne geweiht. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 musste der Verein einer Dachorganisation beitreten. Von 1942 war es ihm verboten, seine vereinseigene Traditionsfahne in der Öffentlichkeit zu zeigen. In den ersten Nachkriegsjahren durch die Militärregierung verboten, entstand der Verein 1951 neu. Die erste Mitgliederversammlung wurde 21. Juli 1951 abgehalten. Vorsitzender blieb August Tiesbohnenkamp. Die Veteranen des 1. Weltkrieges wurden 1969 zum Jubiläum geehrt. Als Vorsitzender folgte Spexards letzter Bürgermeister Robert Mahne dem Gründungsvorsitzenden August Tiesbohnenkamp. Das Denkmal wurde 1973 wegen der Verbreiterung der Verler Straße an die Bonifatiusstraße umgesetzt.

 
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Die Kameradschaft beteiligte sich 1988 mit einer Abordnung am Festumzug zur 900-Jahrfeier und hatte seinerzeit 101 Mitglieder. Der Vorsitzende Robert Mahne gab am 21. März 1993 sein Amt an Bernhard Kaupenjohann ab und wurde von der Versammlung zum Ehrenvorsitzenden mit Sitz und Stimme im Vorstand gewählt. Der zweite Vorsitzende Hans Gassei, der Kassenwart Walter Kordtomeikel und der Schriftführer Richard Buschsieweke wurden wiedergewählt. Der Antrag zur Änderung des Vereinsnamens wurde abgelehnt.

Das 75-jährige Bestehen konnte am 3. Juli 1994 gefeiert werden. Nach dem Gottesdienst versammelten sich 45 Mitglieder am Ehrenmal. Abordnungen der Spexarder Vereine trafen sich am „Spexarder Krug“ zum Festmarsch und mit 250 Teilnehmern ging es zur Gaststätte Müterthies-Wittag. „Der Marsch war bei 37 Grad Celsius ein Leidensmarsch“, heißt es im zweiten Protokollbuch der Kriegerkameradschaft. Der Vorsitz ging am 4. März 1997 nach offener Wahl an Walter Großehagenbrock. Sein Vorgänger Bernhard Kaupenjohann stand nicht mehr zur Wiederwahl und wurde Ehrenvorsitzender. Stellvertretender Vorsitzender wurde Josef Netenjakob.

Das Kriegerdenkmal an der Bonifatiusstraße konnte 2001 saniert werden. Das Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1926 wurde in einer Feierstunde am 5. August 2001 durch Pfarrer Michael Karsten gesegnet. Der Verler Bildhauer und Steintechniker Horst-Jürgen Hoburg hatte die Restaurierung übernommen. Die Kriegerkameradschaft zeigte sich damals enttäuscht über die Stadtverwaltung. So musste sie vorerst die kompletten Sanierungskosten in Höhe von 1.685 Euro selbst tragen. Begründung der Behörde: „Das Denkmal befindet sich nicht mehr an der ursprünglichen Stelle, wo es 1926 errichtet wurde.“ Um die Sanierung zu finanzieren, stellte die Kriegerkameradschaft im Frühjahr 2001 einen Antrag auf Förderung aus Denkmalpflegemitteln des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieser wurde abgelehnt. Der Verein hat sich dadurch nicht aufhalten lassen und eine Spendenaktion für das Denkmal gestartet. So konnte ein Großteil der Kosten durch Spenden der Mitglieder und Spexarder Vereine getragen werden. Mit Bescheid vom 27. November 2001 wurde das Kriegerdenkmal doch in die Denkmalliste der Stadt Gütersloh eingetragen und ein Zuschuss in Höhe von 1.020 Euro wurde gewährt. Der Vorplatz am Kriegerdenkmal wurde 2007 für rund 2.000 Euro neugestaltet. Der Gütersloher Denkmalpfleger Ulrich Paschke übergab der Kriegerkameradschaft die Denkmalplakette am 13. März 2009.

Auf der Jahreshauptversammlung am 6. März 2005 wurde der Vorstand neu gewählt. Der Vorsitzende Walter Großehagenbrock stellte sich nicht mehr zur Wahl. Mit Norbert Brinkrolf als Vorsitzendem, Patric Puls als stellvertretendem Vorsitzenden, Georg Josko als Schriftführer und dem zweiten Schriftführer Heinz Krebs erlebte der Vorstand einen Generationenwechsel. Bestätigt wurden Eckard Brinkmann (Kassierer), Paul Diermann und Heinrich Tiesbohnenkamp (beide Beisitzer) in ihren Ämtern. Walter Großehagenbrock wurde zum Ehrenmitglied gewählt. Die Fahne wurde 2010 überarbeitet. Die Kriegerkameradschaft konnte die große Investition in Höhe von rund 4.500 Euro nur mit Mühe stemmen. Neben bestehenden Rücklagen veranstaltete die Kriegerkameradschaft im Juni 2010 ein Fahnenfest im Spexarder Bauernhaus. Der Reinerlös von 500 € kam der Fahne zugute. Die Ordensschwestern aus dem Kloster Osnabrück brauchten mehrere Monate, um die Vereinsfahne in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Stickereien und Verzierungen wurden dem alten brüchigen Trägermaterial entnommen, aufgewertet und auf neues Trägermaterial aufgesetzt. Die Fahne ist seither wieder neuwertig und kam auf der Fronleichnamsprozession 2011 das erste Mal nach der Restaurierung wieder zum Einsatz. Das letzte Winterfest fand im Januar 2012 im Spexarder Krug statt. Wegen der geringen Besucherzahl beschloss der Vorstand kein weiteres Fest zu veranstalten. Seit 2001 haben die Winterfeste im Saal des Spexarder Krugs stattgefunden. Über viele Jahrzehnte war im Saal Müterthies-Wittag gefeiert worden.

Die außerordentliche Generalversammlung beauftragte im Vereinslokal Spexarder Krug den Vorstand mit der Abwicklung. Die Mitgliederzahl des Christi Himmelfahrt 1919 als Kriegsteilnehmerverein Einigkeit Spexard gegründeten Verein war auf 45 gesunken. Zur letzten Amtshandlung am 10. November 2013 erschienen 12 Mitglieder. Der Tag der Vereinsauflösung war abzusehen und zeichnete sich seit einigen Jahren ab. Für den Vorstand konnten keine neuen Mitglieder mehr gefunden werden. Der älteste Verein in Spexard hörte damit auf zu existieren. "Der Kameradschaft hat viel für die Kriegerwitwen und die Hinterbliebenen der Kriegsteilnehmer geleistet. Es ist gut, dass wir seit 1945 Frieden in Deutschland haben und wir den Verein nicht mehr benötigen", sagte damals der letzte Vorsitzende Norbert Brinkrolf. Dem 2011 gewählten letzten Vorstand gehörten Norbert Brinkrolf (Vorsitzender), Patric Puls (2. Vorsitzender), Heinz Krebs (1. Schriftführer), Georg Josko (2. Schriftführer), Eckhard Brinkmann (Kassierer), Heinrich Tiesbohnenkamp, Paul Diermann, Robert Hollenhorst und Heinrich Budde (alle Beisitzer) an.


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Letzte Änderung: 24. August 2021
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