Längste Autobahn führt durch das schöne Spexard |
Am 14. November 1938 eröffnete der Generalinspektor für das Deutsche Straßenwesen, Dr. Fritz Todt (links) mit Gauleiter Dr. Meyer in Spexard die Reichsautobahn 2 bis Bielefeld. |
Mit 473 Kilometern Länge ist die Bundesautobahn A2 die längste sechsspurige Fernstraße Deutschlands. Sie führt von Oberhausen am Nordrand des Ruhrgebietes bis zum Berliner Ring am Dreieck Werder. Ein 100 Kilometer langes Teilstück von Recklinghausen nach Brackwede ist am 12. November 1938 eröffnet worden. Im Jahr 1938 ist der Teilabschnitt der neuen Reichsautobahn A2 durch den Generalinspektor für das Deutsche Straßenwesen, Dr. Fritz Todt, freigegeben worden. Mit einem Artikel in allen Tageszeitungen wurde bereits am 9. November 1938 die Bevölkerung informiert und aufgerufen, an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilzunehmen. Sie sollten an den neuen Autobahnauffahrten stattfinden. Am Samstagmorgen, 12. November 1938, setzte sich dann eine Autokolonne mit etwa 200 Wagen, besetzt mit Ehrengästen, in Recklinghausen-Herne in Bewegung, um den Teilabschnitt bis Brackwede feierlich zu eröffnen. An fünf neuen Anschlussstellen wurde Halt gemacht und in feierlicher Form der jeweilige Abschnitt freigegeben.
Diese Eröffnungsfeier in Spexard habe ich noch in Erinnerung. Als Schüler der dritten Klasse der Volksschule Sundern II sind wir von der Oststraße zu Fuß zur Autobahnauffahrt nach Spexard gegangen. Hier bekam jeder eine kleine Hakenkreuzfahne aus Papier, mit denen wir die Ehrengäste winkend begrüßen mussten. Hinter der Auffahrt auf die Autobahn hatten unter anderem SA, NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrtkorps), politische Leiter, Bürgermeister Josef Bauer mit den Stadtverordneten, Hitlerjugend, der Fanfarenzug der Gütersloher Pimpfe und die Werkscharen der Betriebe mit ihren Fahnen Aufstellung genommen. Der Musikzug der SA spielte patriotische Märsche. Nach Ankunft der Autokolonne schritten Dr. Fritz Todt und Gauleiter Dr. Alfred Meyer mit ihren Begleitern unter den Klängen des Präsentiermarsches die lange Front der Abordnungen ab, begaben sich zum Rednerpult und bedankten sich bei den Arbeitern, die diese Baustelle trotz mancher Schwierigkeiten noch in diesem Jahr fertiggestellt hatten. Anschließend gab Dr. Todt das Autobahnteilstück bis zur Paderborner Straße in Brackwede frei, und die Autokolonne mit den Ehrengästen fuhr bis dorthin weiter. Bei der Eröffnungsfeier in Spexard hat Dr. Todt von manchen Schwierigkeiten gesprochen, die beim Bau zu überwinden waren. Dazu gehörte ein Bergrutsch bei der Überquerung des Teutoburger Waldes in Lämershagen bei Bielefeld, der die vorgesehene durchgehende Eröffnung der Autobahn bis Bielefeld verhinderte. Das Teilstück der A2 von Brackwede bis Herford wurde nach Beseitigung des Erdrutsches am 15. Dezember 1938 freigegeben.
Diese Luftaufnahme zeigt die Autobahnraststätte Gütersloh im Jahr 1962. |
Eine weitere wesentliche Verzögerung gab es in Spexard an der Autobahnbrücke über die Verler Straße und TWE-Strecke. Mir ist in Erinnerung geblieben, dass die Brücke während der Bauphase wegen mangelhafter Bauausführung abgebrochen und neu gebaut werden musste. Dies hat mein ehemaliger Eisenbahnkollege Werner Lütkebohle, der heute noch in seinem Elternhaus am Morseweg dicht an der Autobahn wohnt, kürzlich bestätigt. Er war damals 13 Jahre alt und sagt, den Bauschutt der abgebrochenen Brücke hat man unter anderem auf den Berensweg gefahren, um ihn damit zu befestigen. Dieser Weg erhielt auch eine Brücke über die A2. Die Eröffnung am 12. November 1938 hat er mit seiner Spexarder Schulklasse auf der Autobahnbrücke am Berensweg erlebt. Auch er war mit seinen Mitschülern zu den Feierlichkeiten abgeordnet. Gut in Erinnerung ist auch noch ein Ausspruch des Spexarder Lehrers Alois Weweler von 1938: „Adolf Hitler hat gesagt, dass die Autobahn durch die schönsten Gegenden Deutschlands führen soll. Darum hat man sie auch durch Spexard gebaut.“
Rudolf Herrmann, Jahrgang 1930 und Zeitzeuge